Jeannot Simmen

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CBE-Lunch mit Prof. Dr. Constantin von Barloewen: Muss Modernisierung in der Welt-Zivilisation immer Verwestlichung sein?

Mittagessen im Kaisersaal, 14. Juni 2012

Fulminantes Plädoyer, ein Appell unseres welterfahrenen Speakers gegen die plattmachende Formierungs-Macht der Globalisierung. Diese Abart der Modernisierung schneidet alles kurz & klein, was Ursprung und Brauchtum war. Gewaltsam verändert wird das Besondere, was gerade die Kultur einer anders strukturierte Gesellschaft qualifiziert: Verlust an Kreativem auch in Musik, Film und Sprachen-Vielfalt.


Aufnahmen: Jeannot Simmen

Strategien gegen den Globalisierungs-Wahn sind schwierig. Japan beispielsweise wurde zum modernen Land – ohne Verlust seiner prägenden Tradition. War für Jahre das innovative Land, besonders bei technischen Erfindungen.

Constantin von Barloewen überzeugte als charmanter Aufklärer und  Wert-Bewahrer einer Welten-Vielfalt. Diskussionen und viele Tisch-Gespräche danach. Lange verweilten die Club-Mitglieder, heiter und angeregt durch diesen Redner, der unsere Hybris westlicher Prägung hinterfragte und kritisierte.

Jeannot Simmen

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Rundgang: Ausstellung Fashioning Fashion, Europäische Moden 1700-1915

KulturTermin: 1. Juni 2012, Deutsches Historisches Museum

Mode währt nur eine Saison, drängt stets nach Neuem, Anderem, von der Frühjahres-, zur Sommer-, Herbst- und Winter-Kollektion. Irgendwann aber museal und ewig, nicht weiter ‘modisch’, angezogen an menschlichen Puppen: Wir bestaunen die Sammlung Europäischer Mode, Leihgaben vom Los Angeles County Museum of Art, ausgestellt in einem historischen Museum – das ist durchaus überraschend und nicht ohne Pepp!


Aufnahmen: Jeannot Simmen

Kundig geleitet uns Yella Hoepfner durch die wunderbare Schau, inszeniert vom belgischen Szenografen Bob Verhelst. Gezeigt werden 200 Jahre Modegeschichte. Übergang in die Moderne aus den für uns als steif und förmlich empfundenen Zeiten mit Schnürbrust und Wespentaillen. Die Befreiung vom Kostüm war auch eine gesellschaftliche Öffnung – vom Adel und den gesellschaftlichen Gepflogenheiten der Regenten hin zum Bürgertum: Befreiung vom Zwang verblichener Tradition.

Auch ein Verlust: Die aufwendig hergestellten Kleider berichten vom Reichtum und der Geschicklichkeit der Schneiderkunst, der Liebe zu Details und zur Pracht. Repräsentation. Damen- und Herren-Mode werden gezeigt: Verlust des Ornats, aber Gewinn der Körper-Silhouette, von der höfischen Form zur eleganten Leichtigkeit, bis zum Dandy oder dem nüchternen Herren-Anzug.                                           
Jeannot Simmen

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Lunch mit Prof. Dr. Alexander Koch, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum: Warum wir heute noch National-Museen brauchen.

Mittagessen im Kaisersaal 24. Mai 2012

Grosser Applaus, rege Diskussion nach dem souveränen Vortrag von Prof. Koch. Die Museen, besonders das Deutsche Historische Museum, sind heute nicht weiter selbstherrliche Institutionen. Sie sind ‘Dienstleister’, müssen auf ihre ‘Kunden’ zugehen, sind kein Ort für Auserwählte, werden zum “Museum für Alle”. Vielfältig im Programm, offen und adaptiv für bis zu vier Generationen, von der Uroma bis zum Kind. Ein historisches Museum muss authentischer Ort selbt bei den Kindern.


Aufnahmen: Jeannot Simmen

Das DHM ist nunmehr 25 Jahre ‘jung’, gegründet auf Initiative des damaligen Bundeskanzler Kohl; realisiert von Prof. Stölzl. Der Erfolg ist ein Produkt aus Kontinuität und Wandel, aus Identitäts-Stiftung und kritischen Fragestellungen. Heute ist und wird stets mehr wichtig der Blick auf Europa, was die idee eines ‘deutschen’ Museums relativiert, aber auch das Mittelalter ist nur als europäische Geschichte versteh- und erfassbar.

Stets ein “Museum im Wandel” und ein europäisches Museum, aber auch ein nationales Museum, fern nationalistisch oder stolz zu sein auf das Eigene – die Vielfalt führt auch zu einer Relativität, dennoch bleiben Sinnhaftigkeit und Orientierung bei den Ausstellungen und Veranstaltungen wichtig.

Jeannot Simmen

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Gespräch mit Prof. Dr. h.c. Bazon Brock: "Blinde Seher seit Homer"

KulturTermin: Denkerei, Oranienplatz, Berlin-Kreuzberg, 28. April 2012

Nicht unbescheiden: “Denkerei”! So nennt Bazon Brock seinen neuen Raum in Berlin. Grosszügig geschnitten, elegant: ein Ort für Ausstellungen (jenseits der Kommerz-Aspekte), für Gespräche und Diskussionen (anspruchsvoll, kritisch). Eben: eine Denkerei – kein Unterhaltungs-Karussel der grassierenden Medien-Verblödung.


Aufnahme: Jan Sobottka – www.catonbed.de

Clubbesuch mit gut 50 Interessierten, Gespräch über Brocks Berlin-Idee und die aktuelle Ausstellung von Iso Maeder (CH-Künstler). Alles unter dem Thema “Blinde Seher”. Jeannot Simmen gibt vier Eckpunkte vor: Theiresias (als Mann geboren, Frau geworden), er/sie wusste alle Geheimnisse der Liebe. Wieder Mann wurde er bestraft. Ein Blinder. Aber ein Seher und Prophet, Theiresias erkannte mehr als die Sehenden. Der französische Arzt und Vestibularium-Forscher Menière (siehe J.S. Vertigo, http://www.club-bel-etage.de/books/26), Marcel Duchamp und der moderne Blindflug (Instrumenten-Flug) als Metapher.

Bazon Brock nimmt lässig die Themen auf und erweitert diese hin zum Ungesehen, zum Spekulativen, geht über zu Rembrandts Bild von “Aristoteles in sinnender Betrachtung der Büste des blinden Homer” von 1653. Thematisiert wird die These von Rainer Malkowski “ist es noch blosses Sehen oder schon ein Gedanke? Der Künstler Iso Maeder erweitert dies aus der Sicht des Kunstschaffenden, der vorausschauend Strategien für Bild- und Kunstwerke entwickelt, alles im offenen Feld – mit viel ausgetrampelten Wegen.

Später betrachten wir telegen ein Gespräch mit Hans Heinz Holz, dem vor kurzer Zeit gestorbenen Philosophen. Umfassend gedeutet wird die Monade als Spiegel und Fülle.

Jeannot Simmen

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Lunch mit Prof. Dr. Ingo Fietze (Schlafmedizinisches Zentrum, Charité Berlin) und Thea Herold (Autorin, Schlafakademie Berlin)

Mittagessen im Kaisersaal 26. April 2012

Der Mittagsschlaf, die Siesta, wirkt wie ein Segen für den, der sich schön-faltenfrei schläft. Zwei Mal je vier Stunden wäre sinnvoll, doch mindestens 6 Stunden Schlaf bedarf der Mensch. Weniger Schlaf mindert die Konzentration und die Geschicklichkeit. Der Tiefschlaf ist wichtig und macht körperlich fitt. Hoppla: 70 % der Träume sind Albträume und selbst der Schlaf altert. Externe Faktoren, wie Lärm sollten vermieden werden, doch ohne Umweltgeräusche ist ein Schlafen ungewohnt.

Unter dem Thema “Berlin schläft nie” wurden wir mit vielen neuen Forschungsansätzen und -Resultaten belehrt und informiert:
Die schlechten Ein- und Durchschläfer, von dem mit dem Bein zappelnden, zum Jetlag-, Schichtarbeiter-Schlaf. Nicht zu warm soll geschlafen werden und das Licht kitzelt den Wacheffekt.


Prof. Fietze hellwach über den Schlaf und Thea Herold über das Schlafen und die Schlafakademie (Fotografie: Jeannot Simmen)

Prof. Fietze ist Schlafforscher, Leiter vom Interdisziplinären Schlaf-Medizin-Zentrum der Charité und Geschäftsführender Vorsitzender Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin. Sekundiert wurde er von Thea Herold, Kunstkritikerin und mit Prof. Fietze Autorin vom Sachbauch “Der Schlaf-Quotient”, erschienen bei Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2006.

http://www.perlentaucher.de

Thea Herold erzählte charmant von dem gemeinsam verfassten Sachbuch und der Schlafakademie, www.schlafakademie-berlin.de, wo man Vieles erfährt über das “rätselhafte Drittel unserer Lebenszeit”, das man bewusst nicht wahrnimmt, das man einfach und mit Genuss ruhend geniesst und verschläft.

Jeannot Simmen

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