Gespräch mit Ulrich KHUON, Intendant Deutsches Theater / Aufführung „Der Schmerz“ nach Marguerite Duras, von/mit Corinna HARFOUCH – 9. Juni 2010
Er ‚dirigiert’ eines der großen Schauspielhäuser mit einem Ensemble von mehr als 40 fest engagierten Schauspieler, das legendäre „DT“ mit drei unterschiedlichen Bühnen. Ulrich Khuon arbeitet seit bald einem Jahr in Berlin, nach Intendanzen am Thalia in Hamburg, nach Hannover und dem Start in Konstanz.
Das „Deutsche Theater“ gilt als eine der führenden Bühne im deutschsprachigen Raum, wie auch immer die politischen Umstände waren, geehrt durch internationale Präsenz auf vielen Festivals. Ulrich Khuon veranschaulicht sein besonderes Interesse: Schwerpunkt im Aktuellen, ohne ins Politische zu versimpeln, Förderung von Nachwuchs mit experimentellem Anspruch, ohne Quotenstarre.
Besuch vom Theaterstück „Der Schmerz“ (Marguerite Duras): Corinna Harfouch spielt eine Frau im befreiten Paris 1945. Sie wartet hoffnungsvoll auf ihren Mann, der in Deutschland gefangen, vielleicht befreit, vielleicht dabei beim nächsten Lazarett-Transport nach Paris. Martyrium des Wartens, Enttäuschtseins und Aufschiebens … was alle Hoffnung nichtet.
Regie von Corina Harfouch, sie ist auch souveräne Haupt-Darstellerin: Gespielt wird auf einer offenen Bühne, Bauklötze bilden einen Bühnenersatz. Liegen zerstreut und verweisen lapidar auf die zerstörte Stadt Paris. Die Bausteine werden von den Schauspielern geordnet, zu Mauern aufgebaut und wieder zerstört; jetzt aber als bewusster, moralischer Akt, als Rache. – Das Formale des Bühnenbildes verweist auf die karge Text-Struktur, diese musste für die Bühne dramaturgisch intensiviert werden. Sprech-Theater über Undarstellbares: Erwartung als banges Hoffen und schleichende Entfremdung. Geschildert werden Denunzianten, die brutal zugerichtet, geschlagen … das Elend der ausgemergelten Heimkehrer, KZ-Gerippe … das Warten auf eine Liebe, die keine mehr sein kann.
Jeannot Simmen
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