Jeannot Simmen

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Gabriele BARING: Das Drama der Kriegsenkel

Gabeln, 11.11.2010

Gabriele Baring erschloss bei unserer Gabelei am 11. November ein für den Club Bel Etage neues Themenfeld: nicht die uns so vertrauten Fragen zur Berliner Kultur und Architektur, sondern ein Thema der Psychoanalyse: Die Folgen traumatischer Kriegserlebnisse sind ihr Thema, aber nicht die Eindrücke bei den unmittelbaren Tätern und Opfern, sondern die Einwirkungen nicht verarbeiteter Kriegserlebnisse auf die Kinder und Enkel der vom Krieg Betroffenen.

In geradezu akribischer Gründlichkeit zeigt uns Gabriele Baring die Funktionsweise und Heilungschancen der Familienaufstellung. Anhand der Fallstudio des Patienten Klemens gelingt es ihr, die vielfältigen Einwirkungen erlebter und weitergegebener Traumata zu thematisieren, so werden wir quasi in das Laboratorium der Tiefenpsychologie geführt.

Nicht ohne Widerspruch bleiben Barings Ergebnisse und Schlussfolgerungen. Am Ende steht Betroffenheit und als Menetekel die von Jeannot Simmen zitierte Einsicht Immanuel Kants, dass der Krieg mehr böse Menschen schafft, als er vernichtet. Ein wichtiges Thema und eine gewiss so ausführliche wie kontroverse Einführung.

Stefan Hain

Aufnahmen: Petra Dahmen