Jeannot Simmen

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Norbert Wollschläger: O tempora, o mores!

04.10.2007

„Was für Zeiten, was für Sitten!“ dieser Roms berühmtesten Redner, Marcus Tullius Cicero, zugeschriebene Ausspruch hätte eine gute Headline abgegeben fürs letzte „Gabeln“.

Eingeladen war ein deutscher Journalist: Dr. WOLFRAM WEIMER, Chefredakteur des CICERO, eher konservativ, publizistischer Wortführer und einer der Alphatiere im deutschen Journalismus, von Kollegen auch „Salonlöwe“ genannt. Zwischen Hauptgang (Saltimbocca vom Jungschwein mit Oliventapinade und Tomatengnocchi) und Nachspeise (Mohnmousse mit Cassissorbet) verriet Weimer, wer (nach Meinung unserer gewählten Volksvertreter) in Deutschland wirklich die Zügel der Macht in der Hand halte.

In kritisch-launigem Ton, mal ironisch, mal nachdenklich, skizzierte Weimer die totale Mediatisierung des Politikbetriebs, einer Regierungsform, in der die politischen Akteure einem Auftritt in einer TV Show à la Sabine Christiansen weitaus mehr Bedeutung beimessen als einer Haushaltsdebatte. An die Stelle Großer Reden und Debatten im Parlament sei längst permanente politische Geschwätzigkeit getreten und die Berliner Republik nichts anderes als ein „Jahrmarkt der Eitelkeiten“.

Dass allerdings in unserer Medienrepublik tatsächlich auch die Medien das Sagen haben, das wollte Weimer dann doch nicht bestätigen. Letztlich regierten diese Republik nicht Leitartikler, Kolumnisten, Chefredakteure und Moderatoren, sondern Unternehmer und Investoren. Merke: Jede Tageszeitung, jede politische Zeitschrift ist auch ein Wirtschaftsbetrieb. O tempera, o mores!

Norbert Wollschläger