Prof. Dr. Johnann Evangelist Hafner (Uni Potsdam): Der Moderne Glaube an Engel
Gabeln im Kaisersaal, 19. Mai 2011
Ungewohntes Thema: Prof. Hafner (Theologische Fakultät, Universität Potsdam), referierte über Angeologie, aktuelle und historische Erkenntnisse über Engel. Der fulminante Vortrag begann mit einer Überraschung: Darf man neuesten Umfragen glauben schenken, ist der Glaube an die Existenz eines persönlichen Gottes, der sich um mein Schicksal kümmert, nur noch bei einer Minderheit der Deutschen verankert. Nicht so der Glaube an die Existenz eines Schutzengels, den eine knappe Mehrheit teilt. Schon der in Fragen der Religion nicht unbewanderte Heinrich Heine stellte einmal in einem Bonmot fest, dass ein gültiger Gottesbeweis bisher noch nicht gefunden sei, wohingegen es auch der modernsten Wissenschaft noch nicht gelang, die Existenz des Belzebub schlüssig zu beweisen.
Wie aber haben wir uns die Engel, den Engelsglauben heute vorzustellen? Kann der Glaube an die Überlieferung anknüpfen: An die Ordnung der Engel: die neun Engelschöre, Cherubin, Seraphen und Chimären? Professor Hafner führt uns in die Überlegungen des Thomas von Aquin ein, erläutert nebenher die antike Erscheinung und Übernahmen des christlichen Glaubens: Epiphanien und göttliche Erscheinungen im Alltagsleben. Am Ende sind wir erfüllt und wissen: Wie immer auch unsere persönliche Einstellung sein mag, Geschichte und Ordnung der Engel bieten Wissenswertes!
Stefan Hain
Aufnahme: Petra Dahmen

Galeriehaus Zink: Iris Busch-Wameling (Arch.)
Michael Zink (Galerist) – Werke: Rinus van de Velde
KulturTermin 5. Mai 2011
Hinter der Volksbühne, in Berlins quirligem Viertel um den Rosa-Luxemburg-Platz findet sich eine aus München zugezogene internationale Galerie in einem neuen Gebäude, das von der Architektin Iris-Busch-Wameling entworfen und realisiert wurde.
Gebäude bauen verheißt ein Abenteuer mit steten Überraschungen. Die Architektin schildert die nicht einfachen Um- und Zustände in einem schwierigen Umfeld. Wir schauen auf die großen, nach vorne auskragenden Schaufenster, die als Fenster dem Haus ein ‘Gesicht geben’, zugleich diese Strasse markant mit einer gelungenen Gestaltung prägen. Innen erfahren wir neuartige Grundrisse: die Nasszellen wurden in die Mitte gerückt, der Blick orientiert sich nach Aussen Die Wohnungen erstrecken sich über zwei Geschoß, haben unterschiedlich: Gartenzugang oder Terrassen (teils Dachterrassen). Im Untergeschoß liegt die Galerie mit zwei langen Tageslicht-Fenstern, ein optimaler Raum für Kunst-Ausstellungen. Das Erdgeschoss wird als Hoch-Parterre gut nutzbar.
Michael Zink, nunmehr ganz in Berlin, erzählt von seine ersten Erfahrungen in diesem “Galerie- und Wohnhaus”. Seine Mitarbeiterin Cornelia Behr (Galerie-Direktorin) stellt uns den Künstler vor und sein Werk, das er vor Ort geschaffen hat. Rinus van de Velde malt plakativ Figuren im Großformat auf Papier und setzt Texte dazu. Er zeichnet mit schwarzer Kohle malerisch – alle Wände sind ‘besetzt’. Die Texte sind nicht erklärend, eher ein paralleler Dialog über Kunst und die Position des Künstler heute.
Jeannot Simmen
Aufnahmen: Petra Dahmen

Thomas Sparr, Der Suhrkamp-Verlag: Damals, Heute, und Morgen.
Gabeln, 14. April 2011
Dr. Thomas Sparr Literaturwissenschaftler und Geschäftsführer des Suhrkamp Verlages sprach über die Aktivitäten des Verlags in Berlin. Thomas Sparr hat den Umzug des Verlages nach Berlin befürwortet und durchgesetzt. Er schildert uns die Beweggründe für den Wechsel nach Berlin, die sowohl wirtschaftlicher als auch kulturpolitischer Art waren. Das neue Verlagsquartier in der Pappel-Allee wurde schnell zum Ausgangspunkt vielfältiger Aktivitäten.
Ein komplexer Restart nach Jahrzehnten in Frankfurt, wo Suhrkamp unbestritten die Spitzenrolle in der intellektuellen Verlagslandschaft spielte. Die Suhrkamp-Kultur sucht nun die Vernetzung mit der Hauptstadt und auch für den Verlag ist spürbar, wie rege die Botschaften, der DAAD, das Wissenschaftskolleg und viele andere Institutionen die intellektuelle Diskussion führen. Die vielen in der Stadt lebenden und in die Stadt kommenden Autoren, die schier unerschöpflichen Möglichkeiten zu neuen Begegnungen und Möglichkeiten rechtfertigen den Umzug.
Dr. Thomas Sparr macht uns neugierig auf die kommende Verlagsproduktion. Gegenüber allen Anfechtungen der Buchkultur gilt die Aufforderung: Kaufen und lesen Sie Bücher! Welche, wenn nicht die, des Suhrkamp Verlags!
Stefan Hain / Jeannot Simmen
Aufnahmen: Petra Dahmen

Dimitri Hegemann, Die Kraft vergessener Räume
Gabeln , 17. März 2011
****Achtung: unser 80. Gabeln: :: ::: Tusch ! Applaus ! Danke !****
Schon zu Lebzeiten legendär … ein dynamisch-getriebener Unruhe-Beweger, ein Realisierer und auch Scheiternder (“heute reden wir darüber aber nicht !). Dimitri Hegemann agiert als Unternehmer und Investor, einer, der ohne Angst auch Schwieriges, grosse Projekte stemmt: Geld und vor allem viel Lebenszeit investiert.
Der Macher stellt mit vielen Bildern “seine Räume” vor. Start mit Party in Ruinen, legendär die Gründung vom Nachtclub “Tresor” kurz nach dem Mauerfall unweit vom Potsdamer Platz. Ein aufgegebener Ort, ein Keller, immerhin mit richtigen Tresoren einer früheren Bank (Wertheim).
Der “Tresor” wurde zur Erfolgsgeschichte da neue Musik, ein packendes Medium importiert wurde. Entdeckt wurden für Europa die harten metallischen Klänge aus der US-Autostadt Detroit, aus Chicago. Beginn einer neuen und anhaltenden Subkultur. Hegemann wurde zu einem der Gründer von Berlin als Stadt der neuen Jugendkultur, der Raver und der hochbeatigen Musik, der erweiterten Wahrnehmungen und nächtlicher Überlebens-Strategien.
Er hat/te verschiedene Lokale, jetzt bespielt er das Ex-Kraftwerk Mitte, ein gewaltiger Raum von 20’000 Quadratmetern (!), wo Theater und große Ausstellungen geplant sind. Ort, der durch seine monumentale Grösse eine Herausforderung bedeutet. Daneben bespielt er ein Wasserwerk (Krumme Lanke) und in der Uckermark eine zu gestaltende Landschaft.
Ein Vortrag mit Charme und Chuzpe.
Jeannot Simmen

Thomas Rusche, Rundgang durch die Sammlung SOR
KulturTermin, 4. März 2011
Thomas Rusche sammelt Kunst: mit acht Jahren (eine Papierarbeit), mit zwölf ein Bild von Andreas Achenbach, mit siebzehn kuratierte er eine Ausstellung, promovierte in Ökonomie und Philosophie – ein biographisches Wunderkind.
Aufnahmen: Petra Dahmen
Wir sind eingeladen zur Besichtigung der “Sammlung SØR” www.kunst-magazin.de in den Privaträumen in Berlin-Charlottenburg. Eine großbürgerliche Wohnung, wo überall Kunst hängt oder aufgestellt ist, gerahmte Werke sich an Sessel, Sofas lehnen oder in Zimmerecken stehen, sich stapeln.
Der Sammler (elegant und eloquent, interessant und kundig) geleitet uns durch seine Privaträume: Von der Küche in den Salon, ins Berlin-Zimmer bis zum Bad und ins Schlafzimmer. Alles voller Kunstwerke und Geschichten. Thomas Rusche erzählt uns von seinen Begegnungen mit Alicia Kwade, Herbert Volkmann, Martin Eder, Cornelia Schleime und vielen anderen. Wie er beim Kunst-Sammeln die Maler kennengelernt und diese gelegentlich dazu bewegen konnte, Kunst auch vor Ort, “in situ” zu schaffen, wie die Künstler seine alten Niederländer und die Beschäftigung mit der alten Kunst faszinierend fanden und er umgekehrt (als erfahrener Sammler alter Kunst) immer mehr Feuer fing an der Gegenwartskunst. Kunstgeschichte wird lebendig und Sammel-Leidenschaft bis in intime Räume erlebbar.
Aufnahmen: Petra Dahmen
Bei den Werken des 17. Jahrhunderts interessieren nicht die großen Namen, sondern die eher verkannten “Kleinmeister” im Kabinettformat. Da sucht der Sammler Qualitäten und das Neue im Übergang von einer höfischen zur bürgerlichen Kunst, wo Natur oder gewöhnliche Bauer Bildsujet werden, wo das Licht anders gesehen und gemalt wird. Sympathisch wird der Sammler, da er nicht marktgängige Galerieware kauft, sondern Mut zum Unbekannten und aktuell Neuen zeigt.
Eine grosse Schar an CBE-Mitgliedern. Alle sind voll Dank und Bewunderung, genießen nach dem Rundgang den Abend mit viel Lob und Diskussion bei einem schönen Glas Wein: “Tolle Idee, ein großartiger Abend und eine fulminante Präsentation der Sammlung. Kunstsachverstand, Sammlerleidenschaft und Gastfreundschaft. Keine Konfektion ! Dank auch Euch dafür” (mail von N.W.).
Jeannot Simmen / Stefan Hain
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