Jeannot Simmen

Bücher und Medien
Projekte Büro Simmen

Festliches Gabeln: - Jugendförderungs-Programm „Eisenhart“ + CBE-Jahresgabe 2010

Gabeln, 2. Dezember 2010

Wir gabeln ohne den einen ‚großen’ Redner, stellen Personen und Projekte vor: Die Mitglieder vom Vorstand Club Bel Etage, Vorhaben unserer Mitglieder, Ausstellungen und Musik-Veranstaltungen.
Dr. Andreas Bödecker stellt ein initiatives Jugendprojekt vor. „Eisenhart“ arbeitet in Kreuzberg mit Schulabgängern, denen eine Berufs-Chance eröffnet wird. Sie erhalten eine einjährige handwerklich-künstlerische Ausbildung und werden dann vermittelt. Erste Erfolge sind bereits vorhanden. Paten gesucht, die Einzelne betreuen: bitte melden bei: http://www.schlesische27.de/wp/eisenhart.



Dr. Andreas Bödecker, Projekt “Eisenhart”
Dr. Jeannot Simmen, Edition Club Bel Etage 2010


Applaudiert wurde unsere Jahresgabe, die Edition einer Photographie von Jeannot Simmen von 1982. Ein Bild über die Mauer ohne die Berliner Mauer. Joseph Beuys, Andy Warhol, Robert Rauschenberg (verdeckt), Heiner Bastian (Kunsthändler) und ein Assistent von Andy Warhol schauen vom 1. OG des Martin-Gropius-Bau über die Berliner Mauer zum ehemaligen Preußischen Landtag. Von den fünf Personen lebt heute noch einer, Heiner Bastian.

TITEL: VON WEST NACH OST; BEUYS, WARHOL, RAUSCHENBERG, BERLIN 1982
PHOTOGRAPH: JEANNOT SIMMEN, BERLIN, MÄRZ 1982 (MARTIN-GROPIUS-BAU)
LIMITED EDITION: 30 Ex., 5 E.A. – verso nummeriert und signiert
FORMAT / C-PRINT: 20 × 30 cm / Fine Art Print 2010, auf Büttenpapier 310 g
Preis, auf Anfrage: wenige Exemplare verfügbar; mail an
simmen@club-bel-etage.de

Aufnahmen: Petra Dahmen

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Simmen liest - Exorzismus: Teufelsberg / WestBerlin

KulturTermin 5. Dezember 2010

Simmen, so verrückt, wie im Adrenalin-Schub: Lesung bei harten Minus-Celsius-Graden. Er liest aus seiner Neu-Erscheinung “Vom Narrenhaus WestBerlin zur Kultur-Metropole”
(www.berlin-2010.eu).

Lamentiert über Wessi-Jammerlappen, die 1990 eine Verostung der BRD befürchteten, die sich nur noch auf dem Friedhof treffen, aussterbende Gattung, ohne Artenschutz.

Lesung bei herrlicher Sonne, zwischen Winterfans mit Ski und Schlitten, Modell-Flugzeugen. Eine feine-kleine Truppe vergnügt sich, amüsiert sich. Steht auf dem Ruinenberg mit dem Schutt aus Adolf Hitlers Weltkrieg-Zwei-Irrsinn, Bellevue von Berlins höchstem Berg, 115 Meter über Meer, auf historisch-desaströsem Buckel.

Eine Teufels-Austreibung besonderer Art: Rückblick auf das alte WestBerlin, auf den Ort des steten Scheiterns- Unter dem Teufelberg liegen die Ruinen von Adolf Hitlers Wahntraum eines NS-Weltreiches (Wehrtechnische Uni), von Echelon (US-Abhörstation), Luxusvillen-Planung (gescheitert); David Lynchs “vedischer Friedens-Universität” mit 50 Meter hohem “Turm der Unbesiegbarkeit” (gescheitert).

Mehr:
Film bei youtube:
www.youtube.com

96 Seiten, viele Abb., gebunden,
Infos:
www.club-bel-etage.de/kategorie/Buecher/

Verkaufspreis € 19,50 ISBN 978-3-00-030055-4

Bestellungen: dahmen@club-bel-etage.de

Aufnahmen: Petra Dahmen

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Gabriele BARING: Das Drama der Kriegsenkel

Gabeln, 11.11.2010

Gabriele Baring erschloss bei unserer Gabelei am 11. November ein für den Club Bel Etage neues Themenfeld: nicht die uns so vertrauten Fragen zur Berliner Kultur und Architektur, sondern ein Thema der Psychoanalyse: Die Folgen traumatischer Kriegserlebnisse sind ihr Thema, aber nicht die Eindrücke bei den unmittelbaren Tätern und Opfern, sondern die Einwirkungen nicht verarbeiteter Kriegserlebnisse auf die Kinder und Enkel der vom Krieg Betroffenen.

In geradezu akribischer Gründlichkeit zeigt uns Gabriele Baring die Funktionsweise und Heilungschancen der Familienaufstellung. Anhand der Fallstudio des Patienten Klemens gelingt es ihr, die vielfältigen Einwirkungen erlebter und weitergegebener Traumata zu thematisieren, so werden wir quasi in das Laboratorium der Tiefenpsychologie geführt.

Nicht ohne Widerspruch bleiben Barings Ergebnisse und Schlussfolgerungen. Am Ende steht Betroffenheit und als Menetekel die von Jeannot Simmen zitierte Einsicht Immanuel Kants, dass der Krieg mehr böse Menschen schafft, als er vernichtet. Ein wichtiges Thema und eine gewiss so ausführliche wie kontroverse Einführung.

Stefan Hain

Aufnahmen: Petra Dahmen

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Nikolai Makarov - Zwiegespräch (Ausstellung Kühlhaus)

Bilder-Dialog: Jeannot Simmen mit Nikolai Makarov

24. Oktober 2010

Acht Quadratmeter Malerei, 16fach in subtil-verhangener Pracht. Nikoloai Makarov zeigt es nochmals in einer Auseinandersetzung mit den grossen Malerfürsten von Leonardo zu Tizian, von Goya zu Turner, Munch …

Alles an einem neuen Ort, einem Gebäude von herbem Charme, ein “Lagerhaus für Kühlwaren”, Senatsreserven. Auf zwei Stockwerken werden je acht Riesenformate präsentiert. Eine durchgehend gehaltene Bild-Komposition: als Vorlage bleibt der untere Bildteil stets gleich. Gezeigt wird die Paris-Bar am frühen Abend: der noch leere Gastraum mit den gedeckten Tischen. Referenz an Martin Kippenbergers berühmt-berüchtigtes Bild “Paris Bar”, das auf Kunstauktionen Champagnerkorken knallen liess.

Im oberen Bildfeld beginnt der Bilderraum von Nikolai Makarov. Ausschnitthaft werden Maler-Kollegen zitiert und verwandelt in dieses Bildfeld gesetzt. Stets mit einer anderen Bildidee: Vom Bild-Ausschnitt zum Spiel mit der Grenzebene nach unten bis dass bei Velasquez die fünfjährige Infantin im unteren Bildraum erscheint. Oder: Turners Sturmgemälde ‘ergiesst’ sich alldimensional, Rothkos Rot wird zur beherrschenden Bild-Farbe. Stets die Schöne: Tizians “Venus von Urbino” ist göttlich in diesem Gasthaus-Ensemble.

Bilder nach Bildern: eine gelungene Fortsetzung auf hohem Niveau, zugleich ästhetische Erweiterung und Hommage an die Paris Bar, an Michèle, an eine ‘Institution’ seit dem alten West-Berlin.

Jeannot Simmen

Aufnahmen: Petra Dahmen

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Peter Raue: Der ver-rückte Kunstmarkt – Preise, Fälschungen, Gutachten

7. Oktober 2010

Prof. Dr. Peter Raue referierte über Preise/Fälschungen/Gutachter und die Resonanz war überwältigend. Noch nie standen die Teller so eng bei einer Gabelei. Und keiner wurde enttäuscht. Gleich nach Beginn der brillanten Ausführungen drohte ein Abbruch: Keiner unserer Gäste und Mitglieder mochte spontan mit dem Künstlernamen Max Friesinger etwas anfangen. An dem Beispiel dieses 1980 in Bremen geborenen Studenten der Hamburger Kunsthochschule, den die Galerie CFA in ihr Programm aufgenommen hat, zeigt Peter Raue auf, welche teils irrationale, teils oligarchisch gesteuerte Einflüsse die Preisfindung auf dem Kunstmarkt bestimmen. Wie demokratisch bestimmen dagegen doch die Leser ihre (Bestseller-) Autoren!

Und eine Irrationalität gebiert die nächste: Wo Preise dem Urteil nur Weniger unterworfen sind, sind Fälschungen Tor und Tür geöffnet. Peter Raue führt uns vor Augen, wie leicht die die Preise hypenden „Sammler“ durch die Werke der “Sammlung Jäger” zu täuschen gewesen waren. Und wie leicht es dagegen für den „Kenner“ und „Neugierigen“ gewesen sei, Verdacht zu schöpfen.

Und dann nimmt der Vortrag eine letzte atemberaubende Wende: wir sehen auch die „wahre Kennerschaft“ in Gestalt des „Gutachters“ ist Unwägbarkeiten unterworfen: und dennoch so springlebendige Zweifel hinterlassen uns höchst angeregt zum Nachdenken. Wichtig sei, den Augen zu trauen – nicht dem, was die Ohren hören. Dank unserem Mitglied Peter Raue für diese großartige Gabelei.

Stefan Hain

Aufnahmen: Petra Dahmen, Jeannot Simmen

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