Gabeln mit Ina Schmidt-Runke (Galerie Rudolph Kicken): Photographie – Sammeln und Erwerben, 20. Mai 2010 Rudolph Kicken: Empfang und Gespräch im "Private Showroom", Linienstrasse, 4. Juni 2010
Um 10 Uhr ruft Rudolph Kicken, unser Lunchspeaker an, er könne heute nicht kommen … blockiert, drei Flugstunden von Berlin fernab. Seine Galerie-Direktorin Ina Schmidt-Runke übernimmt den Part, trägt charmant und kundig das gemeinsam erarbeitete Photo-Referat vor.
Photographie als Kunst – ein Siegeszug! Heute anders als vor 36 Jahren als Rudolph Kicken mit Wolfgang Schürmann in Aachen eine erste Kunstgalerie für Photographie gründete; danach Köln, dann selbständig und seit 10 Jahren in Berlin. Im Interesse steht die traditionelle Analog-Photographie. Eine neue Sparte der Bildenden Kunst, wo heute viele Entdeckungen möglich sind. Frau Schmidt-Runke verweist auf die Problematiken und die Vielfalt von Vintage Print, datierten Abzügen, Auflagehöhe, was auf eingefahrenen Regeln beruht. Das Medium Photographie feiert heute einen beispielslosen Siegeszug bei Sammlern, auf Auktionen, in Museen und beim Publikum.
Frau Schmidt-Runke: Photographie als Kunst
Die Abzüge der analogen Photographie erhalten nach Jahren eine ureigene Aura der Differenz, sind nicht mechanische Apparate-Produktionen. Zeigen Feinheiten von Hand- und Labor-Arbeit; Walter Benjamin sah das noch anders vor Jahrzehnten, die Photographie bedeutete ihm das Ende auratisierter Kunstwerke!
Wir gabeln ausnahmsweise im Palmenhof
Der besondere Zusatz-Termin: Rudolph Kicken empfängt in seinem privaten Schauraum all jene Teilnehmer vom Gabeln, die ihn persönlich erleben wollen. Wir werden durch die Räume geführt und zur Photographie verführt: im Allerheiligsten,der Schatzkammer, halten wir gerahmte Photographien in den Händen, die aus frühen künstlerischen Jahren stammen und höchste Preise bei Sammlern und Auktionen erzielen.
Rudolph Kicken zeigt eine Ikone der PhotoKunst
Voll aus dem Leben als Photo-Enthusiast, Sammler und Galerist erzählt uns Rudolph Kicken viele Künstler-Anekdoten und Entdecker-Highlights. Aber auch von Photos, die in tiefer Abgeschiedenheit schlummern, die heute nicht die frühe Einschätzung bestätigen. Rudolph Kicken, interessanter Erzähler agiert international, ist ein genialer Enthusiast für Sammler und Künstler, betreut in seinen beiden Berlin-Galerien museale Schätze und besondere Schätzchen!
JEANNOT SIMMEN

KulturTermin Rundgang mit Prof. Dr. Dr. Thomas Olbrich, 6. Mai 2010
Langanhaltender Applaus für die beiden Cicerones, die kundig und pfiffig uns durch die Sammlung me, das neuerbaute, eben eröffnete Sammlungsgebäude in der August-Strasse durchführten. Dank an den grosszügigen Sammler und mutigen Investor Thomas Olbricht und an den Chefkurator Wolfgang Schoppmann www.me-berlin.com. Eine grosse und grosszügige Initiative für Berlin, mit Null öffentlichen Kosten.
Blick in die grosse Halle, Diskussion beim Wein mit dem Sammler Thomas Olbricht (Aufnahmen: Jeannot Simmen)
Gelobt sei der Mut eines Sammlers, der nicht nochmals die bekannte Künstler-Riege präsentiert, der nicht nochmals die museal-abgesegneten Werkfolgen zeigt (die besitzt er übrigends auch!). Olbricht wäre nicht Olbricht: Mutig was Neues wagt. Sammler und Kurator haben uns überzeugt. Endlich eine Präsentation in Berlin, die Leiden und Leidenschaft zeigt, nicht die Handschrift von Kunstmarkt und Galeriewelt. Der “me collecltor Room Berlin” in der August-Strasse 68 ist daher ein absolutes Muss beim nächsten Besuch in Berlin-Mitte.
Club Bel Etage, mit einem grossen Mitgliederkreis, wurde zuerst durch die Wunderkammer geführt. Memento mori, Objekte vom Tod und Sterben, Totenköpfe aus Elfenbein: wunderbare Objekte von genialen Kunst-Handwerkern und aktuellen Künstlern, von 1600 bis Heute, werden in der Wunderkammer präsentiert. Die Qualität hält stand mit den Sammlungen grosser Museen.
In den grossen Ausstellungshallen wird ein Segment aktuelle Kunst und Künstler gezeigt, das provoziert und mit netten, tradierten Gewohnheiten radikal bricht. Gut so! Weiter so! Wir kommen gerne wieder.
JEANNOT SIMMEN

Michael Schindhelm: Dubai Speed – Globale Kultur und Identität, 29. Apr. 2010
Tolle Resonanz, großes Interesse. 75 Gäste und Michael Schindhelm überzeugt rhetorisch souverän. Zwei Jahre war er tätig beim Herrscher, dem Scheich in Dubai, in einem der arabischen Emirate. Seine Aufgabe: Aufbau einer Opern-Spielstätte, eines Museum der Weltkultur. Dubai ist ein Anachronismus: eine absolute Monarchie mit etwa 90 % Ausländern, ein Wüstenstrich mit Küste, ein Staat mit Toleranz, global führend im Finanz-Business. Ein Land, das heute kein Öl mehr besitzt, sich aber zum internationalen Immobilien- und Finanz-Investorplatz und Airport-Hub entwickelt.
Michael Schindhelm – Theaterintendant und Kulturmanager
spricht über Dubai im Club Bel Etage Berlin
Obwohl der Finanz-Crash den Bau der Kultur-Projekte verhinderte, kennt Michael Schindhelm keine Wehmut, keinen Zynismus oder ein Hochmut über die Kultur im Wüstenstaat – dennoch, dass Kultur sich rechnen muss als Profit-Center, das war eine harsche Vorgabe.
Langer Applaus, viele Fragen – Wäre Michael Schindhelm nicht der ideale Intendant für das Riesenprojekt Humboldt-Forum / Schloss-Neubau, der durchsetzungsfähige, intelligente und diskussionserprobte Macher?

KulturTermin: Ausstellung Louise Bourgeois und Hans Bellmer, Sammlung Scharf-Gerstenberg beim Schloss Charlottenburg, Rundgang mit der Kuratorin Dr. Silke Krohn, 24. Apr. 2010
Die erste Sonderausstellung der Sammlung Scharf-Gerstenberg ist intelligent konzipiert und provokativ. „Double Sexus“ vermittelt das Uneindeutige, das Überschreiten sexueller Grenzen und Bestimmungen mit den Künstlern Hans Bellmer (1902-1975) und Louise Bourgeois (1911, lebt in New York).
Stofftier von Louise Bourgeois (Pressebild smpk)
Hans Bellmer kennt eher den analytischen und kombinatorischen Zugriff, der sehr männlich, an Harrry Szeemanns Ausstellung „Juggesellenmaschine“ erinnert. Louise Bourgeois formt und formuliert synthetisch mit der Stärke des Weiblichen souverän. Sie ist seit zwanzig Jahre die grosse Künstlerin von erotisch-provokantenWerken von radikaler Konsequenz
Kundig werden wir von Frau Krohn durch diese thematischen Ausstellung geleitet. „Double Sexus“ triumphiert nicht mit den großen Werke, sondern durch die kluge Auswahl. Eine feine und konsequente Ausstellung. Die Kuratorin verweist auf die verwandtschaftlichen und differenten Vorgehensweisen der Künstler, auf die Stränge in Literatur, Philosophie, ins Biographische.

Mike Cullen „Kultur-Forum – Forum für Kultur“, 18. Mrz. 2010
Der innerstädtische Platz, ein Landstrich im Tiergarten zwischen Neuer Nationalgalerie, Philharmonie und Staatsbibliothek/Potsdamer Platz ist öde und desolat seit 20 Jahren. Davor im alten WestBerlin lagen in östlicher Randlage die Kultur-Highlights: Nationalgalerie und Philharmonie, dahinter die Mauer, das Ende der Stadt.
Mike Cullen moniert, dass an dem Ort keine Infrastruktur (Restaurants, Caffees) vorhanden, allein tosender Verkehr auf einer sechsspurigen Durchgangsstrasse. Die von der Stadtbau-Direktorin Regula Lüscher vorgeschlagene provisorische Lösung mit Pavillons und Begrünung ist für Mike Cullen eine kleine und nur halbherzige Lösung.
In der Diskussion stellt der Architekt und Urbanist Prof. Stephan Braunfels seinen Masterplan für das Gesamtgelände vor (Potsdamer-Strasse jenseits vom Schöneberger Ufer und weit hinter den Potsdamer-Platz). Vordringlich ist die Eliminierung des Autoverkehrs, die Redimensionierung der breiten Strassen. Diese segmentieren das Gelände in nicht-kommunikative Seiten, ermöglichen keine innerstädtische Dichte.
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