Jeannot Simmen

Bücher und Medien
Projekte Büro Simmen

Rundgang Prof. Dr. Hans STIMMANN,

KulturTermin Hauptbahnhof Berlin, 27.8.2010

Wenige Tage nachdem Prof. Dr. Hans Kollhoff (Interview Tagesspiegel, 9.08.2010) die Senatsverwaltung wegen ihres Versagens bei der Gestaltung des Areals um den Hauptbahnhof hart kritisiert hat, treffen sich rund 30 Mitglieder des Club-Bel-Etage mit dem früheren Senatsbaudirektor Prof. Dr. Hans Stimmann vor Ort.

Unter seiner fachkundigen Führung erfahren wir, welche historischen und planungsrechtlichen Voraussetzungen die städtebauliche Entwicklung des Areals hat. Informationen aus erster Hand: Prof. Stimmann war seinerzeit Mitglied der Jury, die das Konzept des Architekten Oswald Mathias Ungers für die Entwicklung des Gebietes preisgekrönt hat.

 

Wir hören von der Lennéschen Anlage des Humboldthafens, der früheren Bedeutung des Alsenviertels als Stadteingang. Demgegenüber nimmt sich die Gegenwart trist aus: Schrill! Mehr als einmal fällt dieses Wort zu Beschreibung der aktuellen Situation.

 

Welchen Charme hätte demgegenüber die Verwirklichung der Ungers-Pläne für Berlin: Die nach Süden exponierte Hafenfront könnte Reminiszenzen an die Hamburger Alsterbebauung oder Venedig wachrufen. Aber auch Prof. Dr. Stimmann ist skeptisch: die Ungers-Planung rechnet sich offenbar für Investoren nicht. Die großen Grundstückseigner Bahn und Land müssten eine kleinteiligere, investorenfreundlichere Bebauung zulassen, damit sich Urbanität um den Hauptbahnhof entwickeln kann. Durch Wind und etwas Regen, ein spannender, lehrreicher KulturTermin. Nach anderthalb Stunden gehen wir, wohl jeder mit seiner eigenen Phantasie zur zukünftigen Entwicklung, angeregt nach Hause.

Stefan Hain

Aufnahmen: Petra Dahmen

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Club Bel Etage SommerFest auf Alexandrowka, Russische Kolonie, Potsdam – 6-Jahres-Fest, 27. Juni 2010

Berlins Umfeld kennt viele, durchaus bekannte Orte, die verwunschen vor sich ‚hinschlummern’. Die ‚Russenkolonie’, das Landgut Alexandrowka sind Besonderheiten, die vor Berlin, heute mitten in Potsdam liegen.

 
CBE SommerFest 2010: Tolle Gäste, wunderbarer Ort, schönes Wetter.

 
Wunderbarerweise gewinnt an diesem Tag Deutschland gegen England: Exclusives Viewing.

Wir feiern 6 Jahre Club Bel Etage auf dem Lande, gut 100 Gäste bewunderten den von Lenée entworfenen Obst- und Nutzgarten, bestaunten die malerischen russischen Holzhäuser einer anderen Zeit. Von unserem Mitglied, Dr. Kremer wurde das Haus Nr. 2 erworben und fachgerecht restauriert, ist heute ein privat finanziertes Museum, wo die Geschichte des Ortes erzählt wird.

   
Jeannot Simmen bedankt sich bei den Gästen; links der MuseumDirektor, rechts unser CBE-Mitglied Dr. Hermann Kremer, der Realisator vom Museum Alexandrowka und Mäzen der Potsdam Stiftung.

Im Obergeschoss findet bis 3. Oktober 2010 zusätzlich eine bemerkenswerte Kunst-Ausstellung statt. „Fürstliche Mütter und Töchter“ erfreut mit gediegen-schönen Porträts, beispielsweise der Maria Pawlowna, Tochter des russischen Zaren Paul I. und seiner Ehefrau der deutschen Prinzessin Sophie Dorothee von Württemberg. Das Landgut wurde gegründet von Friedrich Wilhelm III. von Preussen in Erinnerung an seine große Freundschaft mit dem russischen Zar Alexander I.

Wunderbares Wetter und viel Sonne – im Schatten der Bäume lustwandeln unsere Mitglieder und Referenten. Danke für die Geschenke, besonders für die persönlichen, Performances vor Ort

– Henry de Winter singt wunderbare Chansons und Evergreens der 20er und 30er Jahre, als die Eleganz sich mit Modernität verband, er ist als Sänger und Conférencier großartig. www.henry-de-winter.de – zögern Sie nicht, Ihn zu ihrem nächsten Fest anzufragen !

 
Henry de Winter, Sänger und Conferencier, entführt und verführt die Gäste in die vergangenen Zeiten der großen Revuen.

– Thorsten Heinze bietet hinreissende Pantominen-Darstellungen. Steht da nur auf sich gestellt, spricht nicht, wir gucken gebannt auf seine roßartige Körper-Sprache. Er ist der Photograph der Berlin-Bilder im Buch „Vom „Narrenhaus WestBerlin zur Kunst-Metropole Eurpas“, mit zwei Essays von Jeannot Simmen ( www.berlin-2010.eu/buch.html ).

 
Thorsten Heinze schenkt den Gästen eine eindrucksvolle Pantomine-Darstellung

– Rudolf Schön rezitiert frei und dramatisiert ein Ringelnatz-Gedicht zum aktuellen WM-Fieber: „Der Fußballwahn ist eine Krankheit, / aber selten, Gott sei Dank! / Ich kenne wen, der litt akut / an Fußballwahn und Fußballwut …“.

 
Rudolf Schön, begnadeter Kommunikator dramatisiert ein Ringelnatz-Gedicht über Fussball.

Danke Allen für Mitgliedschaft und Unterstützung – für die Geschenke und die persönlich-dargebrachten Performance-Präsente !

Jeannot Simmen

Aus den Dankesschreiben:

„Es war herrlich in dem schönen Garten mit den guten Gesprächen, den feinen Snacks und Getränken. Und es war doch besonders, dass so viele da waren, die man alle kennt“ K.B.

„Das Sommerfest war wahrlich gelungen; zauberhafter Ort, illustre Gäste … danke“ E.B.S.

„Ganz ganz herzlich bedanken, für einen zauberhaften, einen unvergesslichen Nachmittag in der Alexandrowka …“ A.B.

„Herzlichen Dank für das tolle Sommerfest!!! Es war wirklich eine schöne location- und das nächste Mal bringen wir ein paar Fläschchen mit!“ M.V.

Alle Aufnahmen: Petra Dahmen

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Gespräch Kathrin RHOMBERG – Kuratorin 6. Berlin Biennale, Kunstwerke e.V. - KulturTermin, 19.6.2010

Treffpunkt Kreuzberg, ein großes Ausstellungshaus am Oranienplatz für die Berlin Biennale 6 – vormals Kaufhaus in bester Lage, heute mitten im Armuts-Kiez mit Hartz-IV-Fällen, Emigranten und Drogen-Szene. Kathrin Rhomberg erläuterte vielfältig und beredt die Konzeption und die ausgestellten Werke. Kein Zufall, dass gerade hier an diesem sozialen Brennpunkt von Armut und islamischen Parallelwelten ein zentraler Ort der Berlin Biennale temporär ein desolates Gebäude bespielt: Der Titel der Berlin Biennale „was draußen wartet“, verweist auf politische und reale Welten, die zum Bild, zur Ausstellungs-Realität transformiert werden. Kunst oder nur Dokumentarismus? Wie unvermittelt kann Realität in den Kunstraum transferiert werden?

 
Aufnahme: Kathrin Rhomberg, eloquent und elegant

Enttäuschend ist die Realität der Kunstobjekite. Die ausgestellten Werke verbleiben oft unverständlich und formal ungelöst, nur mit wortreichen Myriaden explizierbar. Wo Politisches oder Gesellschaftliches unmittelbar ist, verbleibt vieles im Migranten-Kitsch (z.B. bunte Photo von türkischen Frauen) in politischer Direktheit (schreiend-aggressive Protestierende). Der Dokumentarimus reiht die holden Gesten der Gut-Mensch-Fraktion aneinander – was bemüht wirkt wie langweilig verbleibt. Viele Videos zwingen zum Schauen und enttäuschen durch magere Aussage und banale oder fehlende Seh-Experimente.

Simple Bilder, die vergessen, wenn man das Ausstellungshaus verlässt.
Jeannot Simmen

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Prof. Dr. Peter Eigen, Gründer und Vorstand von Transparency International – Gabeln, 17. Juni 2010

“Es ist dumm, sich kaufen zu lassen” sagte Peter Eigen einmal, als er sich primär für Transparency International engagierte, das er (nach Berufs- und Erfahrungsjahren bei der Weltbank, als Regional-Direktor vor Ort in Afrika) als Netzwerk und als nicht mehr wegzudenkende NGO gegen Korruption gegründet hatte. “Es ist dumm, nicht mitzumachen” können wir nach dem glanzvollen Vortrag bei Club Bel Etage sagen, bei dem Peter Eigen sein aktuelles zivilgesellschaftliches Engagement in den Mittelpunkt stellte.

EITI – Extractive Industries Transparency Initiative – heisst die neue Organisation, die Peter Eigen gründete. Globalisierung und die schwindende Macht tradierter staatlicher Strukturen veranlassten ihn, sich hier zu engagieren. Auftakt war beim G8-Gipfel 2004, in Heiligendamm 2007 wurde die Unterstützung bekräftigt. Bodenschätze und Rohstoffe können Segen, aber auch Fluch sein, vor allem in Dritte-Welt-Länder oder in Krisen- und Kriegsgebieten wie in Afghanistan. EITI will mithilfe der beteiligen Industrien und zivilgesellschaftlicher Organisationen die betreffenden Staaten und ihre Regierungen zwingen, die Einnahmen aus den Rohstoffvorkommen transparent und öffentlich zu machen. Den Anfang bildete Nigeria und seine Öleinnahmen. Diese Transparenz fördert den Kampf gegen Armut und zwingt die betreffenden Länder ihre Mittel in Bildung, Gesundheit oder in produktive Sektoren zu investieren. Die Regierungen bedienen sich nicht mehr “aus dem Boden” und benutzen die verfügbaren Mittel etwa für Waffenkäufe zur Austragung interne Konflikte oder Verteilungskämpfe.

   
Photos: Petra Dahmen

Das führt zu mehr Stabilität und Sicherheit und fördert das Klima für internationale Investoren. Klassische staatliche und politische Akteure handelten in der Vergangenheit eher hilflos. Entscheidend in diesem Prozess sind die zivilgesellschaftlichen Gruppen und Strukturen in den betreffenden Ländern, unterstützt durch EITI, seinem Netzwerk aus starken Industrieländern, internationalen Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Er will helfen, damit die betreffende Bevölkerung partizipiert und gestaltet und die Kontrolle über die Regierungsarbeit und Budgetierung erhält. Diese Grundüberzeugung und Standards vermittelte Peter Eigen in seinem Vortrag im Club Bel Etage in bewundernswerter Weise, sympathisch, fundiert ¬– mit Nachdruck.
Ingo Hueck

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Gespräch mit Ulrich KHUON, Intendant Deutsches Theater / Aufführung „Der Schmerz“ nach Marguerite Duras, von/mit Corinna HARFOUCH – 9. Juni 2010

Er ‚dirigiert’ eines der großen Schauspielhäuser mit einem Ensemble von mehr als 40 fest engagierten Schauspieler, das legendäre „DT“ mit drei unterschiedlichen Bühnen. Ulrich Khuon arbeitet seit bald einem Jahr in Berlin, nach Intendanzen am Thalia in Hamburg, nach Hannover und dem Start in Konstanz.

Das „Deutsche Theater“ gilt als eine der führenden Bühne im deutschsprachigen Raum, wie auch immer die politischen Umstände waren, geehrt durch internationale Präsenz auf vielen Festivals. Ulrich Khuon veranschaulicht sein besonderes Interesse: Schwerpunkt im Aktuellen, ohne ins Politische zu versimpeln, Förderung von Nachwuchs mit experimentellem Anspruch, ohne Quotenstarre.

Besuch vom Theaterstück „Der Schmerz“ (Marguerite Duras): Corinna Harfouch spielt eine Frau im befreiten Paris 1945. Sie wartet hoffnungsvoll auf ihren Mann, der in Deutschland gefangen, vielleicht befreit, vielleicht dabei beim nächsten Lazarett-Transport nach Paris. Martyrium des Wartens, Enttäuschtseins und Aufschiebens … was alle Hoffnung nichtet.

 

Regie von Corina Harfouch, sie ist auch souveräne Haupt-Darstellerin: Gespielt wird auf einer offenen Bühne, Bauklötze bilden einen Bühnenersatz. Liegen zerstreut und verweisen lapidar auf die zerstörte Stadt Paris. Die Bausteine werden von den Schauspielern geordnet, zu Mauern aufgebaut und wieder zerstört; jetzt aber als bewusster, moralischer Akt, als Rache. – Das Formale des Bühnenbildes verweist auf die karge Text-Struktur, diese musste für die Bühne dramaturgisch intensiviert werden. Sprech-Theater über Undarstellbares: Erwartung als banges Hoffen und schleichende Entfremdung. Geschildert werden Denunzianten, die brutal zugerichtet, geschlagen … das Elend der ausgemergelten Heimkehrer, KZ-Gerippe … das Warten auf eine Liebe, die keine mehr sein kann.
Jeannot Simmen

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