KLAUS WAGENBACH UND SUSANNE MÜLLER-WOLFF (WAGENBACH VERLAG):
Giorgio Vasari (1511-1574) – Maler Architekt, Schriftsteller – Begründer der Europäischen Kunstgeschichte … Erfinder unglaublicher Geschichten
Gabeln im Kaisersaal, 23. Juni 2011
Zur 500sten Wiederkehr der Geburt Giorgio Vasaris ist der Berliner Verleger Klaus Wagenbach Gast unserer Gabelei. Sein persönlicher Vortrag schildert uns nicht nur die wechselvolle Geschichte des Verlages, sein verlegerisches und wissenschaftliches Engagement für Franz Kafka, Ulrike Meinhof und viele andere, sondern zugleich erfahren wir etwas über den Kunsthistoriker Harald Keller, Wagenbachs Lehrer. Dieser verstand es, die nachhaltige Begeisterung Klaus Wagenbachs für die italienische Kunst zu wecken.
Gabeln im Kaisersaal: kulinarisch, gesellschaftlich, kommunikativ
Aufnahme/Copyright: Jan Sobottka, catonbed.de.
Als treuer Weggefährte durch die Renaissance-Malerei diente früh die Lektüre von Vasaris Viten: 1550 und in vermehrter Auflage 1568 erschienen. Vasari – so erfahren wir – war ein früher Netzwerker. Seine Lebensbeschreibungen der Renaissance-Künstler konnten sich auf ein enges Netz von eigenen Beobachtungen und von Freunden zugetragene Informationen stützen. Die Nähe zum Hause Medici, immer wieder Auftraggeber Vasaris, war hilfreich.
Die frühe Beschäftigung und Leidenschaft für die italienische Renaissance-Malerei ließ Klaus Wagenbach keinen Moment zögern, als ihm die Neuherausgabe der Übersetzung der Viten Vasaris angetragen wurde. Und wider jede Wahrscheinlichkeit ist das für einen kleinen Verlag zunächst utopische Projekt gediehen: von 41 vorgesehenen Bänden sind 33 planmäßig erschienen. Eine verlegerische Leistung die nicht nur Italiener bewundern müssen … am Abend beim Empfang in der italienischen Botschaft.
Wir freuen uns auf den Abschluss der Edition und wünschen Klaus Wagenbach gutes Gelingen!
Stefan Hain
EINFÜHRUNG / REDE FÜR KLAUS WAGENBACH (Auszug)
eine kleine Ode auf einen mutigen Verleger (Jeannot Simmen)
Grosses Interesse viele Gäste bei diesem Gabeln für einen feinen-kleinen, aber unabhängig-kritischenen Verlag, einen kämpferischen und edel-genussreichen: für den Wagenbach-Verlag, für Klaus Wagenbach. Nicht allein die Vielfalt seiner Interessen und seiner Tätigkeiten ist interessant: Mehr: Klaus Wagenbachs politische Haltung, seine Zivil-Courage, sein mutiges Eintreten gegen Staatsgewalt.
Klaus Wagenbach ist der deutsche Ai Wei Wei der 80er Jahre (Applaus!). Einer, der gegen die mafiöse Kunkelei von Polizei und Justiz, von Staatsanwälten und der Springer-Presse agierte. Damals wurde der Wagenbach-Verlag als „Baader-Meinhoff-Verlag diffamiert und zum Abschuss freigegeben.
Klaus Wagenbach (Verleger) Lunchspeaker bei Club Bel Etage, Berlin
Aufnahme/Copyright: Jan Sobottka, catonbed.de.
Berlin 1971, vor 40 Jahren war Berlin eine frostige Frontstadt, der Anti-Kommunismus galt als alleinselig machende Existenz-Legitimation, war Landes-Ideologie. Damals erschien das Buch „Bambule“ von Ulrike Meinhoff über Trebergängerinnen, geschrieben von einer klugen Autorin und der damals führenden Kritikerin. Oder der „Rote Kalender“, ein Büchlein für aufgeweckte Lehrlinge, mit Tipps gegen Lehrmeister-Willkür. Es hagelte Anklagen, nebulöse Anschuldigungen und infame Verdächtigungen. Die populistische Presse in der Kochstrasse samt CDU-Politiker, Staatsapparat kochten, versuchten Klaus Wagenbach selbst zu vernichten, den Verlag ökonomisch. Mit 50 Polizisten (MP bewafnet) wurden die bescheiden großen Verlagsräume, die Druckereien durchsucht. Durchaus erfolgreich: Drucker druckten nicht mehr für Wagenbach nach Polizei-Einsätzen; Buchhandlungen bestellten nichts mehr wegen Buch-Beschlagnahmungen mit Polizeiaufgebot in ihren Läden. Berlin war ein Irrenhaus, trunken und berauscht mit dem Gesöff Anti-Kommunismus. Lesen Sie nach im Buch: Klaus Wagenbach, Die Freiheit des Verlegers, Erinnerungen, Festreden, Seitenhiebe (Wagenbach 2010, passim und S. 338f.).
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Die drei wichtigen Lehrer von Wagenbach waren:
• Der Herstellungsleiter im S. Fischer-Verlag, der die Feinheiten eines schönen Buches kannte … und davon sind ja mittlerweile mehr als 3000 Schöne bei Wagenbach erschienen.
• Harald Keller, Prof. für Kunstgeschichte in Frankfurt/M, ein Kenner italienischer Kunst und Kultur, der kundige Liebhaber französischer Gotik.
• Die Gruppe 47, die Schriftstellertruppe, wo Wagenbach sich als junger Mann ‚einschlich’, damals als Sohn von Hans Mayer galt oder gar von Ingeborg Bachmann.
Politik, Kunst, Literatur als Forscher und Publizist, als neugieriger und großer, als ein standhafter Vermittler – Lieber Klaus Wagenbach: Chapeau! Wir freuen uns.
Und jetzt finalmente sind wir beim Beginn, bei Giorgio Vasari: Gegrüßt sei Frau Dr. Müller-Wolff, seit 2009 Lektorin für italienische Literatur und Kunstgeschichte bei Wagenbach sie studierte …, arbeitete … ist heute die Verantwortliche für diese Edition. ...
Jeannot Simmen
Anschließend sprach Klaus Wagenbach, danach Frau Müller-Wolff.
Prof. Dr. Johnann Evangelist Hafner (Uni Potsdam): Der Moderne Glaube an Engel SOMMERFEST CLUB BEL ETAGE 2011