PROF. DR. RUDOLF PREIMESBERGER "HÄSSLICHKEIT, EKEL, MISOGYNIE ... GEMALTE MEDUSEN UM 1600"
Gabeln im Kaisersaal, 22. September 2011
Mit Charme und Neugierde umreißt in einem glänzend-formulierten Vortrag Rudolf Preimesberger (Doyen nicht nur der Berliner Kunsthistoriker) ein neues Thema. Ein Anathema – am Tag vom Besuch eines deutschen Papstes in Berlin –, das die Grenzsetzung zwischen Ekel als Abscheu und Ekel als eine Erweiterung zwischen Affekt und Wahrnehmung auslotet. Ausgehend von der Begriffsbestimmung und Funktionsanalyse seines Berliner Kollegen und Literaturwissenschaftlers Winfried Menninghaus analysiert Rudolf Preimesberger zwei Medusenbildnisse von Rubens und Caravaggio.
Zentral das abgetrennte Medusenhaupt bei Rubens (Kunsthistorisches Museum, Wien), das wahrhaft ekelerregende Schlangen als Haare umgeben. Schlangen im Knäuel und Kopulation. Rubens Drastik überschreitet hier den ikonographischen und politischen Anlass. Der Ekel wird als Herausforderung für die Kunstfertigkeit des Malers instrumentalisiert.
Demgegenüber bleibt die Carvaggio-Darstellung (Uffizien, Florenz) adäquat zur inhaltlichen Implikation. Unser Lunch-Speaker überlässt die geschmackliche Wertung – soweit bei diesem Thema die Rede davon sein kann – seinem Publikum. Es ist leicht für uns zu erraten, welchem Bild er den Vorzug gibt. Verblüfft darüber, wieviele Facetten diesem Thema abzugewinnen sind, spenden wir dem Vortragenden dankbar Beifall.
Stefan Hain
Aufnahme: Petra Dahmen
Daniel von Schacky: Villa Griesebach / Auktionen in Berlin Dr. Richard Schütze, Rechtsanwalt/Medien-Manager: