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Philharmonie: Kommentar/Presseschau von Norbert Wollschläger

19.09.2007

Ein grosser Abend in der Berliner Philharmonie, einem der “schönsten Räume, die irgendwann und irgendwo geschaffen worden sind“ (Max Frisch). Mittendrin das weltälteste Orchester. Die Sächsische Staatskappelle in grosser Besetzung und gewaltigem Programm, das in der Tat „hochversucht irritiert“ (Jeannot Simmen). Der Abend eröffnet mit einem Fanal. Edgar Varèses Monumentalstück „Arcana“ (2 Tuben! 8 Hörner! 17 Schlagzeuger!).
Daran anschließend Beethovens 4. Klavierkonzert, klangliches Sedativum, lyrische und idyllische Gedanken im Vordergrund, mit Hélène Grimaud, eine der besten (und eigensinnigsten) Pianistinnen der Welt („Die mit dem Wolf tanzt“). Nach der (Verschnauf)Pause dann Richard Strauss’ „Alpensinfonie“, eine musikalische Hochgebirgsexpedition von der Nacht auf den Gipfel und wieder zurück, gleichsam als sinfonische Darstellung des Lebens.

Ein musikalischer Abend irgendwo zwischen mächtig und monströs. Ganz ähnlich entzwei auch die Kritik am (über)nächsten Tag. Kleinteiliges Nörgeln und grosser Beifall wechseln einander ab. Christiane Peitz vom TAGESSPIEGEL sah sich unentwegt durch Fabio Luisis Rückenansicht an Caspar David Friedrichs Nebelmeer-Wanderer im Gehrock erinnert (Da muss man erst einmal drauf kommen!).
Für Peter Uehlig von der BERLINER ZEITUNG litt die Aufführung ein wenig unter „bebrillter Akkuratesse“. (Was immer er wohl damit gemeint haben konnte?) Auch der „weisse Schlabberfrack“, den Hélène Grimaud trug, gefiel ihm nicht.
Hingegen fand Klaus Geitel von der BERLINER MORGENPOST nicht nur das Spiel der Solistin meisterhaft, sondern auch den „weißen Hosenanzug, umschwirrt von einer annähernd knielangen weißen Jacke“ ganz entzückend, zudem das Orchester vortrefflich angeleitet, und selten klang Musik für ihn herausfordernder. Na bitte. Wie sagte doch Adorno: „Ja, ja die Musik“. Kann man es treffender ausdrücken?

Norbert Wollschläger

PS
Hatten wir ein Glück, dass das Tonhalte-Pedal am Flügel nicht klemmte.